Parkplatzsuche per Radar 

4,5 km Herumgekurve, 1,3 kg CO2, dazu noch Feinstaub und Lärm ‑ die Oköbilanz einer durchschnittlichen Parkplatzsuche. Laut Studie des Parkhausbetreibers APCOA verursacht Parkplatzsuchen knapp ein Drittel des gesamten Verkehrsaufkommens. Es abzukürzen, wäre eine Wohltat. Für den Blutdruck der Autofahrer und für das Klima.

Das Testgebiet

Advanced Parking Management heißt die Lösung, die das Unternehmen Siemens erforscht hat und ab Mai 2015 in der Praxis testen wird - im Auftrag des Bundesumweltministeriums und abgestimmt mit der Verkehrsmanagementzentrale Berlin. Erster Einsatzort des Systems: Berlin-Schöneberg. Getestet wird auf einem Teilstück der Bundesallee in unmittelbarer Nähe zur stark frequentierten Schloßstraße, die allein 6 Shopping-Malls sowie zahlreiche Einzelhandelsgeschäfte säumen.

Nutzung bestehender Infrastruktur

Auf einer Länge von 500 m werden die Köpfe der Laternenmasten mit faustgroßen Mikrowellen-Radar-Sensoren bestückt. So spenden diese Laternen künftig nicht nur nächtens Licht. Sie haben auch rund um die Uhr die Parkplätze zu ihren Füßen im Blick. Die Sensoren können freie Plätze erkennen und an das System übermitteln. Das wiederum soll dann den Parkplatzsuchenden per Navigations-App zur Lücke lotsen.

Anreiz für Kommunen

In luftiger Höhe platziert und vor Vandalismus geschützt, erfassen die Sensoren auch flankierende Radwege, Hofeinfahrten sowie Teile der Straße. Auf diese Weise lassen sich Verkehrsgefährdungen durch riskant parkende Fahrzeuge noch zuverlässiger orten und ahnden. Wer also gerne auf dem Radweg, in Feuerwehrzufahrten oder zweiter Spur parkt, wird dann noch häufiger mit einem Knöllchen rechnen müssen. Neben einem verbesserten Parkraum-Management dürfte für die Kommunen vor allem diese zusätzliche Einnahmequelle ein Argument für das System sein.

Ausbaufähig für ganzheitliches Verkehrsmanagement …

Aber auch Radfahrer sollen davon in Zukunft profitieren können. Denn die Sensoren sind in der Lage, dichten Fahrradverkehr und dadurch drohende Staugefahr auf dem Radweg zu erkennen und an das Verkehrsleitsystem zu übermitteln. In Verbindung mit anderen Echtzeitdaten wäre es dann möglich, die Verkehrsströme tageszeitabhängig noch besser zu managen und beispielsweise auch eine grüne Welle für Radfahrer zu schalten.

… und Parkraumbewirtschaftung

Das System ließe sich auch nutzen, um Funketiketten (RFID) zu lesen. So könnten entsprechend ausgestattete Parkausweise oder Ausweise für Taxen, Behinderte, Car-Sharing-Fahrzeuge, Elektrofahrzeuge etc. eines Tages dazu beitragen, dass Parkplätze nur noch von denen benutzt werden, für die sie gedacht sind. Auch vollautomatisches Bezahlen von Parkgebühren mit minutengenauer Abrechnung wäre dank RFID möglich. Wann und mit welchen Funktionen das Advanced Parking Management auf breiter Front eingesetzt werden kann, ist noch offen.

An alles gedacht?

Die Möglichkeiten, die das System eröffnet, sind faszinierend. Doch wie sieht es mit den dabei gesammelten Daten aus? Zwar machen die Sensoren keine Fotos oder Videos. Doch kann diese Technik dazu genutzt werden, unsere Bewegung im öffentlichen Raum noch engmaschiger zu protokollieren. Vor der Entscheidung über die Praxistauglichkeit des Systems muss also auch für dieses Problem eine überzeugende Lösung gefunden werden.


Foto: www.siemens.com/presse