Parkplatz-Radar - Weltweit erstes Pilotprojekt in Berlin gestartet 

Am 24.09.2015, 12:01 Uhr begann in Berlin der weltweit erste Praxistest für ein Projekt, das das Parkplatzfinden in den Städten erleichtern soll. Der BAVC war dabei und hat erste Fotos gemacht.

Radargestützt zur Lücke gelotst

Start des Pilotprojekts
Dr. Jochen Eickholt, CEO Division Mobility Siemens AG und Daniel Krüger,
Stadtbezirksrat von Berlin Tempelhof-Schöneberg, starten das Pilotprojekt.
Radarsensoren an Laternenmasten orten freie Parkplätze und melden sie an ein Parkmanagement-System. Das wiederum lotst den parkplatzsuchenden Autofahrer per App zur Lücke oder empfiehlt ihm bereits vor Fahrtbeginn, je nach Verkehrslage, ein anderes Verkehrsmittel, um sein Ziel zu erreichen. So in etwa lässt sich das System beschreiben.

Ein unterschätztes Problem

Parkplatzsuche kostet nicht nur Nerven. Denn das im Schnitt 4,5 km lange Herumgekurve belastet mit 1,3 kg CO2 sowie Feinstaub und Lärm auch die Umwelt. Knapp ein Drittel des gesamten Verkehrsaufkommens geht Studien zufolge auf das Konto der Parkplatzsuche. Sie abzukürzen, ist das erklärte Ziel von Advanced Parking Management.

Einsatz unter realistischen Bedingungen

Testgebiet für das von der Siemens AG und ihren Konsortialpartnern entwickelte System ist ein Abschnitt der Bundesallee in Berlin-Schöneberg in unmittelbarer Nähe zur stark frequentierten Schloßstraße. Hier, wo allein sechs Shopping-Malls sowie zahlreiche Einzelhandelsgeschäfte ansässig sind, ist die Parkplatzsuche häufig besonders frustrierend.

Nutzung bestehender Infrastruktur

Radarmodule
Links: der Prototyp der Radarsensoren, die zur Zeit getestet werden. Rechts: Sensoren, mit denen die Messung der Geschwindigkeit von Verkehrsströmen zur Bestimmung des Verkehrsaufkommens getestet wird.


Anders als die derzeit getesteten Prototypen, die noch außen an den Laternenmasten montiert sind, sollen die Radarsensoren später in den Lampenköpfen der Laternenmasten Platz finden. So spenden diese künftig nicht nur nächtens Licht. Sie haben auch rund um die Uhr die Parkplätze zu ihren Füßen im Blick.

Vorstellung des Systems in Berlin
Marcus Zwick, Leiter des Projekts "Smart Parking" bei Siemens, bei der Vorstellung des Systems in Berlin.

Finanziell attraktiv für Kommunen

In luftiger Höhe platziert und vor Vandalismus geschützt, erfassen die Sensoren auch flankierende Radwege, Hofeinfahrten sowie Teile der Straße. Auf diese Weise sollen sich Verkehrsgefährdungen durch riskant parkende Fahrzeuge künftig noch zuverlässiger orten und ahnden lassen. Wer also gerne auf dem Radweg, in Feuerwehrzufahrten oder zweiter Spur parkt, wird dann noch häufiger mit einem Knöllchen rechnen müssen. Neben einem verbesserten Parkraum-Management dürfte für die Kommunen vor allem diese zusätzliche Einnahmequelle ein Argument für das System sein.

Mehr Sicherheit und grüne Welle für Radfahrer

Aber auch Radfahrer können davon in Zukunft profitieren. Denn die Sensoren sollen in der Lage sein, dichten Fahrradverkehr und dadurch drohende Staugefahr auf dem Radweg zu erkennen und an das Verkehrsleitsystem zu übermitteln. In Verbindung mit anderen Echtzeitdaten wäre es dann möglich, die Verkehrsströme tageszeitabhängig noch besser zu managen und beispielsweise auch eine grüne Welle für Radfahrer zu schalten.

Effiziente Parkraumbewirtschaftung

Das System ließe sich auch nutzen, um Funketiketten (RFID) zu lesen. So könnten entsprechend ausgestattete Parkausweise oder Ausweise für Taxen, Behinderte, Car-Sharing-Fahrzeuge, Elektrofahrzeuge etc. eines Tages dazu beitragen, dass Parkplätze nur noch von denen benutzt werden, für die sie gedacht sind. Auch vollautomatisches Bezahlen von Parkgebühren mit minutengenauer Abrechnung wäre dank RFID möglich. Wann und mit welchen Funktionen das Advanced Parking Management auf breiter Front eingesetzt werden kann, ist noch offen.

Und der Datenschutz?

Die Möglichkeiten, die das System eröffnet, sind faszinierend. Und wie sieht es mit den dabei gesammelten Daten aus? Zwar machen die Sensoren keine Fotos oder Videos. Doch kann diese Technik dazu genutzt werden, unsere Bewegung im öffentlichen Raum noch engmaschiger zu protokollieren. Vor der Entscheidung über die Praxistauglichkeit des Systems muss also auch für dieses Problem eine überzeugende Lösung gefunden werden.


Fotos: PEAK.B