Stress im Auto: 10 Gebote für Fahrer und Beifahrer
Sie riechen gut und quatschen nicht
Mit diesem Slogan bewarb einst ein Tabakwarenhersteller seine Glimmstängel als ideale Beifahrer. Deutlich ernsthafter und ausführlicher widmet sich eine der wenigen wissenschaftlichen Untersuchungen dem Verhältnis Fahrer-Beifahrer. In ihrer 2001 im Auftrag des Reifenherstellers Uniroyal veröffentlichten Studie zeichnen der Dresdener Verkehrspsychologe Bernhard Schlag und der Kölner Soziologe Dieter Ellinghaus ein ambivalentes Bild der Rolle des Beifahrers: Er kann das Verhalten des Fahrers und damit die Verkehrssicherheit positiv, aber auch negativ beeinflussen.
Das Ergebnis mag auf den ersten Blick wenig überraschend sein. Doch die Verhaltensempfehlungen für Fahrer und Beifahrer, die die beiden Autoren aus ihrer Studie schlussfolgern, sind einleuchtend. Als Benimmregeln für gemeinsame Autofahrten lassen sie sich wie folgt fassen:
Zehn Gebote für Fahrer
- Du trägst Sorge, dass Deine Mitfahrer vorschriftsmäßig gesichert sind und gesichert bleiben.
- Du passt Deine Fahrweise den Bedürfnissen Deiner Mitfahrer an.
- Du vermeidest bei Mitfahrern, die zur Bewegungskrankheit neigen, starkes Beschleunigen und starkes Bremsen.
- Du respektierst die Pausenwünsche der Mitfahrer.
- Du akzeptierst berechtigte Kritik der Mitfahrer an Deinem Fahrstil und verzichtest darauf, das Fahrverhalten anderer ständig zu kommentieren.
- Du vermeidest emotional aufgeladene Diskussionen während der Fahrt.
- Du betraust Beifahrer mit Aufgaben, die Dir das Fahren und die Situation im Auto erleichtern.
- Du reagierst gelassen auf Fehler des Beifahrers, insbesondere bei der Wegsuche.
- Du weist nachdrücklich darauf hin, wenn Du in schwierigen Fahrsituationen keine Ablenkung, z. B. durch Gespräche wünschst.
- Du lässt Dich von Deinen Beifahrern nicht zu einer Fahrweise animieren, die Dich überfordert.
Zehn Gebote für Beifahrer
- Du stellst die Kompetenz des Fahrers nicht in Frage. Berechtigte Kritik am Fahrstil solltest Du jedoch freundlich, aber bestimmt äußern.
- Du unterlässt unberechtigte Kritik am Fahrstil des Fahrers.
- Du bemühst Dich, während der Fahrt weder Angst noch Unbehagen zu zeigen.
- Du vermeidest jeden Streit im Auto.
- Du vermeidest Lärm und richtest Dich bei der Lautstärke des Musik-/Unterhaltungsprogramms nach den Wünschen des Fahrers.
- Du versetzt den Fahrer nicht in Stress oder Zeitdruck.
- Du gibst dem Fahrer Lob und Bestätigung.
- Du hilfst dem Fahrer aktiv bei der Suche nach dem Weg, sofern Du dazu in der Lage bist.
- Du achtest auf den Verkehr und machst den Fahrer auf wahrgenommene Gefahren aufmerksam.
- Dir entgeht nicht, dass der Fahrer müde wird.
Was die Studie außerdem gezeigt hat:
Die bloße Anwesenheit eines Beifahrers kann positiv auf den Fahrer wirken und das Unfallrisiko mindern. Denn wer in Begleitung fährt, fährt tendenziell umsichtiger und achtet genauer auf Tempolimits und Ampeln.
Doch es gibt auch Ausnahmen, z.B. bei jugendlichen Fahrern mit gleichaltrigen Beifahrern oder wenn Alkohol im Spiel ist. In diesen Fällen steigt das Unfallrisiko, weil der Fahrer zu riskanterer Fahrweise neigt.
Aber auch ein allzu entspannter, sprich schlafender, Beifahrer kann das Unfallrisiko erhöhen. So haben Schlafforscher beobachtet, dass das gleichmäßige Atmen und die Reglosigkeit des Beifahrers auch den Fahrer schläfrig machen können. Und der Sekundenschlaf kann am Steuer fatale Konsequenzen haben.
Das elfte Gebot für Fahrer und Beifahrer lautet also: Entspannt fahren, aber wach bleiben!
Und ob es dank elektronischer Beifahrer irgendwann einmal allen Insassen vergönnt ist, angstfrei und friedlich nebeneinander dösend dem Ziel entgegen zu düsen – wir werden sehen.
Fotonachweis: Michael Tieck/PEAK.B