Autofahren bei Hitze

Die Sommer der letzten Jahre haben es gezeigt: Hohe Temperaturen werden auch hierzulande zur Regel. Laut Statistik steigt das Unfallrisiko bei Außentemperaturen von über 30 Grad um 22 Prozent. Gut beraten ist also, wer sich auf die Hitze einstellt und ein paar Dinge berücksichtigt, die helfen, einen kühlen Kopf zu bewahren. Die folgenden Tipps dazu hat der BAVC für Sie zusammengestellt.


Hitze im Auto – das unterschätzte Risiko
Zwei Tipps vorab
Autofahren mit und ohne Klimaanlage
Klimaanlage richtig nutzen
Bei Hitze im Stau stehen – was tun?

Hitze im Auto – das unterschätzte Risiko

Wie lange dauert es wohl, bis die Temperaturen im Wageninneren unerträglich werden? Kürzer als man denkt. Wie Versuche der Feuerwehr immer wieder anschaulich zeigen, entwickeln bereits niedrige Temperaturen den Innenraum schnell in einen Ofen: Bei 20 Grad Außentemperatur herrschen nach 10 Minuten dort bereits 27 Grad. Nach einer Stunde sind mit 46 Grad saunaähnliche Bedingungen erreicht.

Klettert die Säule des Thermometers noch höher, wird das Wageninnere endgültig zur Hitzefalle: 40 Grad Außentemperatur können das Wageninnere binnen einer Stunde auf 68 Grad aufheizen und damit schnell zur tödlichen Gefahr für die Insassen machen. Deshalb: Kinder, ältere Menschen und auch Tiere niemals unbeaufsichtigt in einem Auto zurücklassen, selbst wenn es draußen „nur“ 20 Grad hat.

Auch während der Fahrt sollte sich die Innentemperatur in einem erträglichen Rahmen bewegen. Denn Hitze beeinträchtigt die Fahrtüchtigkeit und kann bis hin zur Ohnmacht des Fahrers führen – mit möglicherweise fatalen Konsequenzen nicht nur für die Insassen.

Zwei Tipps vorab

Ausreichend Trinken

Eigentlich versteht es sich von selbst, dass gerade bei hohen Temperaturen ausreichendes Trinken enorm wichtig ist, um dem Flüssigkeitsverlust auszugleichen, den der Körper durch Schwitzen erleidet. Das bedeutet nicht, dass man sich im Sommer keinen Meter mehr ohne Trinkflasche aus dem Haus trauen sollte. Dennoch fährt man im Sommer besser mit ausreichend zu trinken an Bord.

Da mit den Jahren das Durstgefühl abnimmt, laufen vor allem ältere Menschen Gefahr, generell zu wenig zu trinken. Bei Hitze steigt das Risiko zu dehydrieren zusätzlich. Das ist nicht nur schädlich für die Gesundheit ist, sondern mindert auch die Aufmerksamkeit und das Reaktionsvermögen im Straßenverkehr. So sollten vor allem sie darauf achten, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Schließlich braucht der Körper eines Erwachsenen an heißen Tagen bis zu vier Liter Flüssigkeit.

Kühltücher verwenden

Neben der obligatorischen Wasserflasche an Bord helfen mit Wasser getränkte Kühltücher ebenfalls, die Fahrt so angenehm wie möglich zu gestalten. Diese natürlichen Klimaanlagen für unterwegs machen sich einen einfachen physikalischen Effekt zunutze: die Verdunstungskälte. Strömt Luft über eine feuchte Oberfläche, findet eine Verdunstung statt. Diese Verdunstung nimmt die Energie aus der Umgebung, also auch von der feuchten Oberfläche auf. Dadurch wird die der Luft ausgesetzte feuchte Oberfläche kühler. Dieser Effekt wird als Verdunstungskälte bezeichnet. Je trockener die Luft, desto besser funktioniert er. Ist die Luftfeuchtigkeit bereits so hoch, dass sie keine Feuchtigkeit mehr aufnehmen kann, klappt das hingegen nicht mehr.

Verdunstungskälte lässt sich im Prinzip mit jedem Baumwollhandtuch erzeugen. Noch etwas mehr Effekt erzielen lässt sich mit Kühlhandtüchern aus Microfaser. Aufgrund ihrer Beschaffenheit (Material und Webtechnik) sind sie luftdurchlässiger als ein Baumwollstoff, so dass sie insgesamt schneller und besser kühlen. Dass Microfasergewebe aus Kunstofffasern umweltbelastend ist, wenn es durch Waschen ins Abwasser und damit in die Umwelt gerät, soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben.

Autofahren mit und ohne Klimaanlage

Fein raus ist, wer einen überdachten Abstellplatz nutzen kann. Denn dann ist der Wagen auch vor der Fahrt weniger aufgeheizt. Doch auch wer keine Garage hat oder nicht im Schatten parken kann, muss sich der Sonneneinstrahlung nicht schutzlos ausliefern.

Sonnenschutzmatte

Was Laternenparkern im Winter gegen eine vereiste Frontscheibe hilft, wirkt im Sommer als Hitzeschild. Von außen auf die Windschutzscheibe gelegt, reflektiert die silberfarbene Matte das Sonnenlicht und bremst seine Wärmewirkung, so dass sich der Innenraum weniger schnell aufheizt. Tipp: Die Schutzmatte immer von außen auf die Scheibe legen. Von innen an der Scheibe platziert, ist die der Effekt deutlich geringer, da die Sonnenstrahlen bereits das Wageninnere erreicht haben.

Tönungsfolien

Sie sind die verspiegelte Sonnenbrille unter den Hitzeschutzmaßnahmen im Auto. Bei vielen Fahrzeugen als Sonderausstattung wählbar, können getönte Scheiben auch per Tönungsfolie nachgerüstet werden. Das Angebot ist vielfältig. Metallbedampft bieten sie Blendschutz, Sichtschutz, UV-Strahlungs- und Hitzeschutz. In unterschiedlichsten Tönungsstufen verfügbar, darf Tönungsfolie nur auf Scheiben aufgebracht werden, die das Sichtfeld des Fahrers nicht beeinträchtigen: Front- und vordere Seitenscheiben sind damit tabu. Wer sich nicht daran hält, riskiert ein Bußgeld und sogar einen Punkt in Flensburg wegen beeinträchtigter Verkehrssicherheit.

Für ein ebenso einwand- wie blasenfreies Montageergebnis empfiehlt sich, das Anbringen der Tönungsfolie einem Fachbetrieb zu überlassen. Dieser kann auch bei der Auswahl umfassend beraten und dafür sorgen, dass sie nicht komplett im Dunkeln sitzen, wenn draußen mal keine Sonne scheint.

Stoßlüften

Hat sich Gluthitze im Wagen angestaut, sollte bei Fahrtbeginn nicht gleich die Klimaanlage auf volle Leistung gedreht werden. Das kostet viel Energie und bringt wenig. Besser ist es, vor dem Losfahren ein paar Minuten zu investieren und zunächst alle Türen, Fenster und auch den Kofferraum zu öffnen. So kann der Hitzestau deutlich schneller entweichen.

Tipp: Autoschlüssel mit Funkfernbedienung öffnen sämtliche Fenster per Knopfdruck, wenn die Öffnen-Taste mehrere Sekunden lang gedrückt wird.

Wer beim Lüften noch ein wenig nachhelfen will, fährt anschließend die Fenster an einer Seite wieder hoch und drückt durch schnelles Öffnen und Schließen einer Tür die warme Luft aus dem Fahrzeug heraus. (Aber dabei nicht übertreiben und auch den möglicherweise passierenden Fußgänger-, Rad- und Autoverkehr im Auge behalten.)

Klimaanlage richtig nutzen

Die aufgestaute Hitze ist zwar verbannt, aber die Innentemperatur immer noch zu hoch. Doch wer jetzt die Klimaanlage zu kalt einstellt, riskiert eine Erkältung. Besser ist es, die Temperatur langsam abzusenken: Hierzu sollten Sie zunächst eine Temperatur wählen, die nicht zu stark von der Außentemperatur abweicht und dann den Wert peu à peu Richtung Wunschtemperatur runterregeln. Als Faustregel gilt: Der Unterschied zwischen Außen- und Innentemperatur sollte nicht größer als sechs Grad sein.

Übrigens: Die Kombination aus niedriger Temperaturvorgabe und geringer Lüfterdrehzahl bringt ebenfalls wenig, kostet aber viel Energie, weil die gekühlte Luft nicht ins Wageninnere gelangt. Eine Klimaautomatik sorgt hingegen eigenständig dafür, dass die eingestellte Wunschtemperatur möglichst effizient erreicht wird.

Kurze Strecken besser ohne

Auf kurzen Strecken lohnt der Einsatz der Klimaanlage ohnehin nicht. Hier sollten Sie besser auf die Kühlung durch den Fahrtwind setzen. Generell gilt: Wenn die Klimaanlage angeschaltet ist, sollten die Fenster geschlossen sein. Ist die Belüftung auf Umluft eingestellt, sinkt die Temperatur schneller, allerdings kommt dann keine Frischluftzufuhr von außen. Daher sollten Sie diese Einstellung nur vorübergehend wählen. Um trockene Augen und Muskelverspannungen zu vermeiden, sollten die Luftdüsen nicht direkt auf Gesicht oder Körper gerichtet sein.

Wer sich und seiner Klimaanlage etwas Gutes tun möchtet, schaltet sie ein bis zwei Minuten vor der Ankunft aus, lässt aber die Lüftung weiterlaufen. Auf diese Weise wird das Kondenswasser, das sich am Verdampfer gebildet hat, ausgeblasen und potenziellen Keimen der Nährboden entzogen. Auch gesundheitsgefährdender Schimmelbildung, an muffigem Geruch erkennbar, kann so vorgebeugt werden.

Wartungsintervalle einhalten

Damit die Klimaanlage nicht zur Keimschleuder wird, sollte sie regelmäßig – idealerweise vor Sommerbeginn – gewartet und auch im Winter von Zeit zu Zeit eingeschaltet werden. So bleiben die Lager der Verdichterwelle des Kompressors geschmiert und dicht, so dass keine Kühlflüssigkeit austreten kann. Beim Klimaanlagencheck werden dann Hygienestatus, Kühlleistung und Materialzustand geprüft und verbrauchte Filter getauscht.

Bei Hitze im Stau stehen – was tun?

Wenn sich während der sommerlichen Reisezeit nicht nur die Hitze, sondern auch der Verkehr staut, hebt das nicht unbedingt die Stimmung an Bord. Deshalb hier noch ein paar Tipps, wie man dem Unvermeidlichen etwas entspannter begegnen kann.

Stau-Kit an Bord haben

Eine Grundausstattung für Notfälle wie langes Stehen im Stau sollte zur Standardausrüstung an Bord gehören – idealerweise an die Jahreszeit angepasst. So sollte im Sommer ausreichend Trinkwasser (mindestens ein Liter pro Person) dabei sein, haltbare und hitzebeständige Snacks, z.B. Energieriegel, ausreichend Sonnenschutz, eine Decke und ausreichend Lektüre sowie sonstiges Unterhaltungsprogramm, insbesondere wenn Kinder am Bord sind.

Ausreichend Zeit einplanen und gelassen bleiben

Wer im Stau steht und unter Zeitdruck ist – etwa, weil er einen wichtigen Termin hat oder eine Fähre erreichen muss, hat Stress. Doch der Stau löst sich nicht schneller auf, wenn man genervt und gereizt am Steuer sitzt. Besser für das eigene Wohlbefinden und das allgemeine Klima an Bord ist es, den Stau als höhere Gewalt zu akzeptieren und die Wartezeit sinnvoll zu nutzen: eine Pause zu machen, ein Hörbuch zu hören oder mit den Kindern an Bord spannende Ratespiele zu spielen.

Damit der Stress nicht vorprogrammiert ist, sollte man mit Blick auf die unzähligen Baustellen, die allein im bundesdeutschen Straßennetz bestehen, die Reisezeit sehr vorausschauend und mit Sicherheitsreserven planen. Echtzeitnavigationssysteme, die die voraussichtliche Fahrzeit anhand einer umfangreichen Datengrundlage für verschiedene Abfahrtszeiten prognostizieren, können dabei helfen.

Vorausschauend fahren

Nicht immer ist ein Unfall oder eine Baustelle die Ursache eines Staus. Ein Stau kann aus heiterem Himmel entstehen: Sobald in zähfließendem Verkehr ein Fahrzeug abrupt bremst und andere zum Stoppen zwingt, entsteht eine Stauwelle, die mit einer Geschwindigkeit von ca. 15 km pro Stunde gegen die Fahrtrichtung rollt.

Unnötige Spurwechsel vermeiden

Auch wenn man häufig den Eindruck hat, dass der Verkehr auf den anderen Spuren besser fließt als in der eigenen: Vor dem Stau sind alle gleich. Der subjektive Eindruck täuscht oftmals. Durch einen häufigen Spurwechsel erhöht sich das Unfallrisiko und der ohnehin zähflüssige Verkehr wird weiter behindert.

Unter Umständen ist es auch erlaubt, rechts zu überholen. Aber nur, wenn die Autos auf der linken Spur maximal 60 Stundenkilometer fahren und das überholende Fahrzeug höchstens 20 Kilometer schneller ist.

Besser ist es, wenn alle möglichst flüssig fahren. Dadurch ließen sich viele Staus vermeiden. So sollte man sich also vor jedem Spurwechsel fragen, ob er notwendig ist und ob der nachfolgende Verkehr ausreichend Platz hat, um ihn ohne zu starkes Abbremsen möglich zu machen.

Spurwechsel bei Fahrbahnverengungen richtig timen

Ein Klassiker unter den Stauursachen sind auch Fahrbahnverengungen: Wer zu früh die Fahrspur wechselt aus Sorge, später am Spurende nicht mehr einfädeln zu können, trägt ebenfalls dazu bei, dass sich eine Stau aufbaut, weil er den nachfolgenden Verkehr dadurch zum Abbremsen nötigt.

Besser ist es, wenn alle verfügbaren Fahrspuren genutzt werden und die Fahrzeuge auf der endenden Fahrspur möglichst spät auf die weiterführende Spur wechseln. Dass ein geschmeidiger Spurwechsel am besten gelingt, wenn die eigene Geschwindigkeit dem übrigen Verkehr angepasst ist, versteht sich eigentlich von selbst.


 

 

 


Bild: Aksana

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