Wie multitaskingfähig sind wir?

Steuern, Kuppeln, Gas geben, Verkehrsteilnehmer, Schilderwald und Witterung beachten – Autofahren ist Multitasking pur. Eigentlich sind wir dafür gar nicht geschaffen. Unser Gehirn setzt Grenzen.

Auch wenn es sich so anfühlt:
Das Gehirn erledigt Aufgaben nicht gleichzeitig, sondern nacheinander. Dabei schaltet es blitzschnell zwischen den Gehirnhälften hin und her, und das kostet Aufmerksamkeit. Bei Routineabläufen wird diese nicht allzu sehr beansprucht; dafür sorgt, ähnlich wie beim Computer, unser Arbeitsgedächtnis. Deshalb können wir beim Autofahren ohne Weiteres z. B. nachdenken oder uns unterhalten. Doch je mehr wir gleichzeitig tun oder je intensiver wir uns auf eine Sache konzentrieren, desto schneller ist die Aufmerksamkeitsreserve aufgebraucht. Die Folgen: Wir können Wichtiges und Unwichtiges nicht mehr unterscheiden, wir reagieren langsamer, und das Unfallrisiko steigt.

Unterschätztes Risiko: Ablenkung

Eine Studie der Allianz zeigt: Ablenkung ist für zehn Prozent aller Unfälle verantwortlich. Essen, trinken, Navi einstellen, Kinder bespaßen... Schon ein kurzer Blick zur Seite ist gefährlich: In nur einer Sekunde legen wir bei 80 km/h satte 22 Meter zurück, und zwar im "Blindflug", ohne jede Reaktion. Auch das Telefonieren geht auf Kosten der Fahrleistung. Am Handy verzögert sich unsere Reaktionszeit um 0,5 Sekunden, unser Blickfeld verengt sich auf den Abstand zum Vordermann und wir verlieren den Überblick. Davor schützen auch Freisprechanlagen nicht – maßgeblich ist die Konzentration aufs Gespräch.

Herausforderung Landstraße

Nicht nur im turbulenten Stadtverkehr, auch auf Landstraßen muss unser Gehirn besonders viel leisten. Hier kommen viele Dinge zusammen, die Aufmerksamkeit erfordern: unterschiedlichste Verkehrsteilnehmer, Gegenverkehr, eingeschränkte Sicht durch Landschaft und Kurven – die Liste ist lang. Hier bleibt kein Raum für Ablenkung. Dennoch ereignen sich 60 Prozent aller tödlichen Unfälle auf der Landstraße. Unfallursache Nummer eins: Kontrollverlust über das eigene Fahrzeug wegen Unachtsamkeit, Fehleinschätzung und überhöhter Geschwindigkeit. Ein trauriger Beweis dafür, dass Multitasking Grenzen hat.

Unser Körper redet mit

Sind Körper und Sinne beeinträchtigt, fallen uns selbst Routineaufgaben schwer. Wussten Sie, dass rund ein Fünftel aller Arzneimittel das Konzentrations- und Reaktionsvermögen einschränken – von Alkohol und Drogen ganz zu schweigen? Erschöpfung, Schlafmangel, Krankheit oder ganz einfach unser Formtief tragen außerdem dazu bei. Schneller, als man denkt, kommt es zum berüchtigten Sekundenschlaf, der für 20 bis 25 Prozent aller schweren Unfälle verantwortlich ist.

Hauptsache Autofahren

Aufmerksamkeit ist eine begrenzte Ressource. Das heißt für uns: Autofahren darf niemals zur Nebensache werden. Regeln Sie alles, was unterwegs ablenken könnte, bevor Sie den Anlasser betätigen: Aktentasche packen, Navi programmieren, Kleidercheck... Fahren Sie stets ausgeruht los und konzentrieren Sie sich ganz auf die Straße und auf den Moment.


Bildquelle: Blend Images